Dazwischen.

Dazwischen. Manchmal frage ich mich, woher eigentlich meine Inspiration für Fotos kommt. Wann passiert es? Wann ist der Moment gekommen, wann wird der Auslöser gedrückt? Immer dann, wenn ich mit offenen Augen durch die Landschaft gehe. Dann werde ich angezogen von Vögeln, von Silhouetten, von Licht und Farbe. Scheinbar willkürlich entstehen Fotos, werden Fragmente aus dem großen Ganzen herausgezogen. Das Motiv kommt zu mir, bietet sich mir an und muss nur noch fotografiert werden.

Aber was passiert, wenn die Inspiration nicht klickt? Wenn alles nur trist, grau und langweilig erscheint? Letze Woche auf Baltrum haben wir bei unserem Workshop den Teilnehmenden die Aufgabe gegeben, eine halbe Stunde ausschließlich in einem kleinen Kreis am Sandstrand zu fotografieren. Grauer Himmel, grauer Sand, wenig Motive, Eintönigkeit. Natürlich haben auch Hermann und ich uns dieser Aufgabe gewidmet. Ein Kreis, viel Sand, keine Ideen. Was also tun? Ab diesem Moment passiert etwas wunderbares. Dadurch dass das Motiv langweilig erscheint, keine offensichtlichen Spannungen zwischen Motiven passieren, geht die innere Suche los. Was spricht mich hier eigentlich an? Woraus besteht Sand? Aus Sandkörnern! Viele kleine Edelsteine in faszinierenden Farben liegen direkt vor mir. Und wie lässt sich diese Farbe durch Fotografie verstärken? Durch eine lange Verschlusszeit wird aus jeden Korn eine farbige Linie. Ich mag das Bild, schlicht und einfach und Erinnerung daran, dass wirklich überall kleine Wunder lauern, die darauf warten, entdeckt zu werden.

In der späteren Betrachtung verzückt mich der Kontrast zwischen den feinen Sandstrukturen, die erst auf den dritten Blick Bedeutung gewinnen und der schillernden, offensichtlichen Kraft der Ohrenlerche. Gleiches gilt für die Silbermöwe mit Goldschraffur. Dazwischen. Zwischen offensichtlicher Schönheit und scheinbarer Tristesse.

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Zweierlei

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Zwischen Sand und Wellen